Echte off-road Touren und andere Fahrten

Entlang der Great Dividing Range, die das Hinterland von Sydney von der Pazifikküste trennt  reihen sich Weingüter und Pferdezuchten aneinander. Das berühmte Huntervalley steht  leider unter Wasser, aber die Gegend um Mudgee wurde verschont. Im Pipeclay Pumphouse des Robert Stein Weinguts können wir den letzten Tisch fürs Nachtessen ergattern. Im Tripadvisor wird dieses Restaurant zu Recht in den höchsten Tönen gelobt – wir geniessen ein Gourmetmenü vom Feinsten. Und da wir auf dem Parkplatz übernachten dürfen, gönnen wir uns auch die passende Weinbegleitung. Am nächsten Tag geht’s etwas sportlicher weiter, zumindest für den Fahrer und den IVECO, nämlich mit einer Fahrt auf dem Racecourse in Bathurst, einer Ikone der australischen V8 Supercar Serie! Wenn keine Autorennen stattfinden, ist die Rennstrecke der Öffentlichkeit zugänglich und da Hans das Schild „<5t“ grosszügig interpretiert, befindet sich unser IVECO schon bald im Racemodus und schafft Kurve um Kurve auf den Mount Panorama, etwas gemässigter und vernünftiger kurven wir hinunter! 

Der Mount Kosciuszko im gleichnamigen Nationalpark ist mit 2228 müM der höchste Berg Australiens. Bis kurz vor dem letzten Anstieg ist der Berg von einer sumpfigen Moorlandschaft umgeben. Der gemütlich ansteigende Wanderweg (7km) ist praktisch durchgehend auf eisernen Bohlen gebaut und so erreichen wir trockenen Fusses den Gipfel. Wir bleiben im Nationalpark und übernachten auf dem designierten Bush Camp in der Ebene von Tom Groggin. Es ist eine weitläufige Wiese umgeben von Büschen und Wald ganz nahe dem Murray River, der die Grenze zum Staat Victoria bildet. Ein paar weitere Camper, die meisten mit Offroad Autos und Zelt haben sich schon niedergelassen, aber sonst ist die Wiese leer. Gegen 17Uhr wird’s lebendig, aus allen Ecken springen Wallabies und Kängurus hervor und bevölkern die Ebene, ein herrliches Schauspiel. Die Jungen sind schon etwas grösser, bleiben aber ihren Müttern stets auf den Fersen. Auch am nächsten Morgen früh sind wir von Kängurus umgeben, sie kommen relativ nahe an uns heran und suchen nach Essbarem. Wir hinterlassen aber nichts, wissen wir doch, dass z.B. Brot für Kängurus unbekömmlich ist.

Der nächste Tag beginnt mit einer abenteuerlichen Durchquerung des Murray Rivers. Dieser ist hier noch jung und eigentlich gar nicht so tief, aber der steile Abgang in den Fluss mit einem Baum, der die Einfahrt behindert, machts für uns schon knifflig. Wir durchwaten den Fluss und ratiburgern, ob wir es wagen können. Es gibt leider keine gute Alternative, ausser umkehren und auf den Track auf der gegenüberliegenden Flussseite verzichten. Also wird die Millimeterarbeit in Angriff genommen. Das sorgfältige Planen hat sich gelohnt, wir durchqueren unbeschadet.  Der gewählte Tom Groggin Track soll uns ins 85km entfernte Benambra führen. Schon bald ist der Track nur noch einspurig und steigt sehr steil an, unterbrochen von tiefen Gräben, die das Regenwasser hinterlassen hat. Diese Gräben sehen aus wie Sprungschanzen. Wir fahren zwei Stunden nur in der Untersetzung, erster und zweiter  Gang. In unserem „4 WD-Adventures“ Führer von Hema ist explizit erwähnt: man soll ja Recovery Gear mit sich führen. Mehrmals krümme ich die Zehen und hoffe nur fest, dass unser Baumgurt im Staufach bleiben darf und dass uns nicht plötzlich ein Jeep entgegen kommt. Auch denke ich an Beat’s Ausspruch: „eine Passage, nach der du das Geschirr neu sortieren kannst“, aber dieses ist gut verstaut und gesichert. Es gibt keine Neusortierung, aber trotzdem Ueberraschungen. Im sympatischen Bergort Omeo übernachten wir auf dem Camping und füllen unseren Wassertank. Auf den nächsten Tracks (Victoria River und Birregun Track), die uns nach Dargo bringen, bemerken wir beim Lunchhalt, dass unser Auto tropft. Es ist Wasser und kommt irgendwie aus der Bodenmitte hervor. Mit ungutem Gefühl (wieder an Ruth und Beat denkend) öffne ich die Türe in banger Erwartung einer Ueberschwemmung, aber drin scheint alles trocken. Unser Mechaniker für alles kriecht schon mal drunter und ich inspiziere drinnen alles. Aha  –  der Wassertank ist nass und der Deckel lose! Die Erschütterungen haben also nicht das Geschirr durcheinander gebracht, aber den Schraubverschluss des Tankdeckels gelöst. Nun wissen wir, dass jeweils nach dem Pistenfahren auch diese „Schraube“ kontrolliert werden muss!
Dargo ist ein Treffpunkt der off-road Szene. Von hier aus führen die wildesten Tracks durch das ganze Victorian High Country. Vor dem Dargo Hotel stehen Ford Rangers, Nissan Patrols und Toyotas gut bepackt mit gerollten Swags auf dem Dach in Reih und Glied. Und im Pub trinkt sich mancher noch den richtigen Mut an für die bevorstehende Tour! Das Osterwochenende naht und dann wird auf den Tracks richtig viel los sein. Schweren Herzens gibt Hans den Plan, den Wonnangatta Track zu fahren, auf. Es ist für uns nicht vernünftig steile, schmale Pisten hinauf und hinunter in Angriff zu nehmen bei Grossandrang! Stattdessen fahren wir den Crocked River Track  (immerhin mit 7 Flussdurchquerungen) bis nach Talbott Ville und dann auf der High Plains Road wieder in die Zivilisation. 

Beschaulicher und auch ungefährlicher wird unsere nächste Etappe. Entlang des Murray Rivers fahren wir von Cobram über Echuca bis nach Mildura. Der Murray ist der längste Fluss Australiens und hat eine enorme landwirtschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung. Unvorstellbar grosse Anbauflächen (Weizen,  Mandeln, Fruchtbäume und Reben) werden vom Fluss aus bewässert. Aktuell ist der Wasserstand beängstigend tief (die jüngsten, grossen Wassermassen waren schlecht verteilt und gingen alle weit nördlich nieder). Der Fluss ist jedoch nicht nur Wasserspender für die Landwirtschaft, sondern ist auch ein Freizeit und Naherholungs-Paradies. Boote, Wasser- und Jetskifahrer tummeln sich auf manchen Abschnitten des Rivers. An den Uferbänken gibt es Dutzende von Freecamps, wo über Ostern gezeltet und gefeiert wird, so dass sich die hier lebenden Koalas vom Getöse entfernt haben. Erst auf einer etwas grösseren Wanderung, ab vom Rummel, können wir ein paar dieser schnuggeligen Tiere erspähen. 

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