Der Reifen wird in Copley von einem jungen Mechaniker rasch und unkompliziert geflickt und mit frischem Mut machen wir uns auf in Richtung Flinders Ranges Nationalpark. Die Berge hier haben Schichtungen, die die geologische Geschichte der Erdbewegungen erkennen lassen und das wird auf Schautafeln alle paar Kilometer illustriert. Die Geologie ist jedoch nicht so unser Ding, lieber erfreuen wir uns der grandiosen Landschaft, der Tiere und der schwierigen Pisten! Im Nationalpark führt uns ein Wanderweg frühmorgens durch eine der unzähligen Schluchten und wir haben das Glück eines der seltenen Gelbfuss-Felskängurus zu sehen. Diese waren vor einigen Jahren kurz vor dem Aussterben. Durch einen Rettungsplan im Flinders Ranges Nationalpark konnte jedoch eine kleine Population erhalten werden, zu Gesicht bekomme man sie jedoch selten!
Zum ersten Mal campieren wir auf einer privaten «working sheep station», der Willow Springs Station. Da der Regen seit 3 Jahren ausblieb, haben sie nun nur noch ein paar Hundert Schafe (früher mehrere Tausend) und der Nebenerwerb «Agritourismus» ist vorläufig zum Haupterwerb geworden. Alles ist schön zurecht gemacht, im Hauptquartier gibt’s eine Sanitäranlage mit Duschen. Die lauschigen Campierplätzchen, alle mit privatem Plumpsklo, sind etwas dezentral gelegen. Nebst dem Campen im Busch gibt es als weiteres Highlight einen 80km langen und anspruchsvollen 4×4 Track , nota bene alles auf eigenem Farmland. Als sie unser Gefährt sehen, fragen sie uns, ob wir eine Motorsäge dabei hätten, weil einige Bäume doch ein Problem sein könnten. Wir sind zuversichtlich, dass wir es mit unserer BAHCO Handsäge schaffen werden. Einige Male kommt diese zum Einsatz, auch können wir ab und zu einen Baum mit unserem Seil etwas zur Seite ziehen um die Durchfahrt zu ermöglichen. Aber nach gut 40km gibt’s kein Durchkommen mehr und der zu fällende Baum übersteigt deutlich unsere Kräfte. Wir stehen mitten in einem Bachbett und versperren den Weg! Da hören wir zum ersten Mal an diesem Tag von hinten näherkommende Motoren. Ich halte die 3er Gruppe Landcruiser an und … «no worries» sagt der zweite Fahrer: “I get my electric chain saw out!” Im Nu ist der Baum gefällt und der Weg frei. Manchmal braucht man eben auch etwas Glück. Die restliche Fahrt ist dann steinig aber baumlos! Hans träumt in der Nacht von der eigenen elektrischen Motorsäge.
Bevor wir weitere Outback Tracks in Angriff nehmen gönnt Hans mir eine Verschnaufpause und deshalb umrunden wir die Eyre Peninsula und befahren die sogenannte „Seafood Frontier“. Die Küste der Eyre Peninsula ist sehr fischreich und das Angebot an frischem Meergetier üppig, zusätzlich gibt es hier die besten Austern Australiens! Das Landesinnere ist die riesige Kornkammer Südaustraliens. Trotz sehr aridem Klima schaffen sie es hier, mit dem wenigen Winterregen und etwas Bewässerung aus dem entfernten Murray River, Getreide zu kultivieren. Zur Zeit sind die Felder braun und leer und warten auf Regen. Die Ausdehnung dieser Felder ist für uns immer noch unglaublich…. einfach riesig! Das Getreide wird in riesigen Silos zwischengelagert. Seit 2015 wurden einige dieser Silos von Künstlern bemalt. Es hat sich ein Silo Art Trail quer durch Australien ergeben, welcher sich zu einem richtigen Tourismusmagneten entwickelt hat. Wir sind auch ganz fansziniert und besuchen alle der Eyre Peninsula.
In Port Augusta klappt‘s endlich, während unseres Aufenthaltes ist Racing Day. Wir besuchen unser erstes Pferderennen und ich setze gleich zwei Mal aufs gewinnende Pferd, der Gewinn verspielt sich dann ganz einfach bei den anderen fünf Rennen und in der Bar! Es herrscht eine ausgelassene, friedliche Stimmung, wir haben viel Spass und erhalten eine Einführung ins Pferdewetten.
Die Küste ist abwechslungsreich und kleine Stichstrassen führen immer wieder zu Felsklippen oder an Strände. Es herrscht leider nicht mehr wirklich Badewetter und so beschränken wir uns auf eine Schnorcheltour in dickem Neopren um die Giant Cuttlefish (Tintenfische) zu beobachten. Jedes Jahr von Mai bis August kommen sie in grosser Schar nach Whyalla zur Fortpflanzung. Die Felsküste scheint hier optimal zu sein um die Eier abzulegen. Um den Bestand zu schützen besteht seit einigen Jahren auch ein Fangverbot. Es ist sehr eindrücklich diese Cephalopoden (es sind keine Fische) zu beobachten. Sie wechseln von einer Sekunde auf die andere ihre Farbe, können mit einem Jetstrahl ganz schnell rückwärts schwimmen und vieles mehr.
Ab Ende Mai treffen an der rauen Südküste die ersten grossen Glattwale aus der Antarktis ein um zu gebären, zahlreich sind sie dann ab Anfang Juli. Am Head of Bight können sie von der Küste aus beobachtet werden. Obwohl wir noch etwas zu früh dran sind für dieses grosse Schauspiel versuchen wir unser Glück und können an unserem Beobachtungstag immerhin 3 Wale sehen.