Estland Nord und Tallinn

Der ausgedehnte Lahemaa Nationalpark umfasst einen Grossteil der estnischen Nordküste. Eine grosse Menge an Findlingen wurde durch finnische Gletscher hierher transportiert. Wir gehen wandern, der Waldboden ist übersäht mit Heidelbeerstauden, zum Glück sind die Beeren noch grün, sonst würden wir nicht vom Fleck kommen. In den Nationalpärken gibt es Campingplätze (Telkimisala), diese werden von der staatlichen Forstbehörde (RMK) unterhalten und sind gut ausgestattet: Grillstellen mit Feuerholz und Spaltblock, Tisch und Bänke sowie Komposttoiletten in netten Holzhäuschen. Ein Steinstrand führt zum nördlichsten Punkt von Estland und gibt uns bei Ebbe einen angenehmen Spaziergang.

In Tallinn quartieren wir uns im schönen Yachthafen ein, nebst Gästeplätzen für Boote bieten sie auch einige Stellplätze für Wohnmobile an. Der Hafen wurde von den Russen anlässlich der Olympiade für die Segelwettbewerbe gebaut und liegt in Velodistanz zur Altstadt. Uns gefällt die Hafenatmosphäre gut, wir bleiben zwei Tage und radeln entlang der Promenade in die Stadt. Ein Teil der alten Stadtmauern mit ihren Türmen steht noch. Der höchste Turm, genannt «Kiek in de Kök», weil von da aus der Blick in die Küchen der Altstadtwohnungen möglich war, gefällt uns ganz besonders. Die Altstadt ist relativ klein und recht touristisch mit vielen Souvenirgeschäften aber auch gemütlichen Cafes entlang des Rathausplatzes. Alle Sehenswürdigkeiten sind zu Fuss problemlos zu erreichen. 
In einem grossen Park ist das gut erhaltene Zarenschloss Kadriorg (nun Kunstmuseum) zu besichtigen. Nicht unberührt lässt uns ein 2018 errichtetes Denkmal für die Opfer des kommunistischen Terrors. In den Jahren 1941 bis ca 1957 wurden rund 1/5 der estnischen Bevölkerung (200’000 Leute) deportiert und ermordet.

Die Insel Saaremaa begrüsst uns mit herrlichem Sommerwetter und bei fast 30° suchen wir uns einen Stellplatz mit Bademöglichkeit. Die Insel ist sehr grün mit viel Landwirtschaft aber auch grossen Wäldern und Feuchtgebieten. Wir nehmen die Strassenschilder ernst und fahren vorsichtig, aber leider erspähen wir nie einen Elch. 
Früher wurde das Korn auf Saaremaa in Bockwindmühlen (können je nach Windrichtung gedreht werden) gemahlen. Diese sind ein Wahrzeichen der Insel und sind heute Museumsstücke.
In der Hauptstadt Kuressare essen wir im altehrwürdigen und renovierten Kurhaus ein wunderbares Fischmenü. Am nächsten Tag spielen wir eine Runde auf dem Saaremaa Golfplatz, der Platz ist sehr grosszügig angelegt und optimal in die umliegende Sumpflandschaft eingebettet. Wir verlieren einige Bälle, sehen aber Frösche und allerlei Wasservögel.

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