Nach unserem erfolgreichen Start ins Abenteuer Neuseeland führt uns die nächste Etappe südwärts entlang wunderbarer Strände der Bay of Plenty. Diese Gegend ist sowohl das bevorzugte Naherholungsgebiet des Grossraums Auckland als auch Topdestination bei Touristen. Glücklicherweise sind zur Zeit die Ferienhäuser meist noch unbewohnt, das Meer ist ja auch noch zu kühl zum Baden, wir geniessen die Ruhe und das Spazieren entlang menschenleerer Strände und sammeln einige schöne Muschelschalen. Es ist noch einfach einen schönen Übernachtungsplatz zu finden, wie direkt am Strand von Ohope. Wir treffen ein junges englisches Paar, das in einem uralten Kastenwagen wohnt. Während zweier Jahre arbeiten und reisen sie in Neuseeland und von ihnen erhalten wir einige interessante Tips für unsere Weiterreise. Im Hinterland liegen grosse Avocado- und Kiwianbaugebiete. Wir besuchen eine riesige Kiwiplantage und bekommen frühmorgens eine interessante Führung für uns ganz alleine. Die Produktion von Kiwifrüchten ist für Neuseeland ein wichtiger Wirtschaftszweig, kommen doch 2/3 der weltweiten Ernte aus Neuseeland. Die Bäume (wie Reben) werden gestützt und die Äste wachsen pergolamässig über die gespannten Drahtnetze. Auf vier weibliche Bäume muss mindestens ein männlicher Baum (produziert keine Früchte) gepflanzt werden. Die Blütezeit hat soeben begonnen und so sehen wir den Unterschied zwischen der weiblichen und männlichen Blüte. Zum Bestäuben werden in einigen Wochen hunderte von Bienenvölkern während 10 Tagen in die Plantage gebracht. Da die Kiwiblüte wenig Nektar enthält müssen die Bienen in dieser Zeit mit Zuckerwasser ernährt werden und es gibt also keinen Kiwihonig! Nach 6 Monaten findet die Kiwiernte statt und hierzu werden Erntearbeiter, meist aus Indonesien, eingeflogen, die während 6 Wochen alle Kiwis (zur Hälfte gereift) ablesen. Die Früchte können 9 Monate gelagert werden und kommen, wie wir alle wissen, so unreif in die Supermärkte der Welt.
Das Labourwochenende naht und überall sehen wir die Ferienhausbesitzer bei den Vorbereitungen zur Sommersaison. Es erinnert uns an die Schweiz, wo zu Ostern alles zum ersten mal ins Tessin will…
Wir suchen deshalb etwas Ruhe für die kommenden Tage und fahren in eine der einsamsten und ärmsten Regionen der Nordinsel, nämlich zum East Cape, das praktisch ausschliesslich von Maoris bewohnt wird. Dank unseres für Neuseeland etwas ungewöhnlichen Fahrzeugs kommen wir sofort mit der Bevölkerung ins Gespräch und vor allem junge Maoris sind von unserem Truck beeindruckt. Überall wird gewunken und Daumen hoch und bei der Tankstelle fragt mancher, ob er auf der Bullbar sitzend ein Selfie machen kann. An diesem langen Wochenende wird überall gefischt, so auch am Strand wo wir übernachten und da vertrauen uns drei Männer ihr Boot samt wertvoller Ladung (Seeigel und Fische) zum Hüten an, während sie im entlegenen Pub den Halbfinal der Rugbyweltmeisterschaft schauen, um Mitternacht wollen sie dann zurück sein und neben uns zelten. Wir wundern uns, dass wir nichts von ihrem Zurückkommen bemerken und sehen ihnen dann an ihren traurigen Gesichtern am Morgen die Niederlage Neuseelands an (ausgerechnet gegen England). Trotzdem laden sie uns noch zur Degustation der frischen Seeigel ein. Für unsere züpfengewohnten Gaumen morgens doch eher ungewohnt. Der Weg ums East Cape führt uns mehr oder weniger dem Meer entlang in kurviger Strasse über viele noch bewaldete Hügel und durch saftige grüne Täler. Wir sehen nebst Kühen und Schafen sehr viele wunderschöne Pferde, die in paradiesischen Koppeln umherwandern, oft mit Blick aufs Meer. Am östlichsten Punkt des neuseeländischen «Festlands» befindet sich ein Leuchtturm, zu dem ein Weg mit 800 Stufen heraufführt. Wir werden mit einem phänomenalen Ausblick auf Klippen und Meer belohnt. Da sich ein paar Grad östlich die internationale Datumsgrenze befindet ist dies auch derjenige Ort auf der Welt, wo man die Sonne morgens als Erster sieht.
Die Umrundung des East Cape führt uns nach Gisborne in die Bay of Poverty, wo ein Schiffsjunge von Kapitän Cook das erste Mal neuseeländisches Land sichtete. Wie weiland James Cook machen wir aber auch nicht länger Station und reisen weiter südwärts auf die Halbinsel Mahia, die uns mit langen, zum Teil lavaschwarzen Sandstränden beglückt. Gleich daneben, in Wairoa passieren wir bei schönstem Frühsommerwetter einen wunderbaren Golfplatz und kurzentschlossen spielen wir «süferli» unsere ersten neun Löcher Golf in Neuseeland.