An der Westküste misst man die Regenmenge nicht wie sonst üblich in Centimetern, sondern in Metern! Im Dezember 2019 waren die Regenfälle so heftig, dass es im Gebiet Fox- und Franz Josef Glacier mehrere Erdrutsche gab mit Strassenverschüttungen, die Durchfahrt war für mehrere Wochen gesperrt. Die Strasse ist nun wieder offen, aber wir sehen das Ausmass der Schäden an den grossflächigen, kahlen Hängen und den Geröllmassen, die sich entlang der Strasse türmen.
Passend zur Regenmenge ist die Vegetation sehr üppig: die Bäume stehen dicht beieinander, die Stämme sind grün bewachsen und bilden einen undurchdringbaren Regenwald. Einige kleine Stichsträsschen führen uns an die Küste, wo wir das wild schäumende Meer bewundern. Auf ein Bad in den Wellen verzichten wir nach eindringlicher Warnung durch die «locals». All das angeschwemmte Holz lässt erahnen, was die Flüsse aus dem Regenwald abtransportiert haben.
Der Wanderweg zum Fox Gletscher wurde durch eine Gerölllawine zerstört, kein Durchgang. Die Wiederherstellung hat erst begonnen. Am Fusse des Franz Joseph Gletschers warten wir auf eine Regenpause und werden dann mit einer trockenen Wanderung, etwas Aussicht auf die Gletscherzunge belohnt. Das Besondere an diesen Gletschern ist, dass sie bis auf 250m üM und an den Rand des Regenwalds reichen. Endlich erspähen wir einen Kea. Keas sind dunkelgrüne Bergpapageien, die nur im Gebirge der Südinsel Neuseelands vorkommen, sie sind vom Aussterben bedroht. Früher wurden sie von Touristen angefuttert und bevölkerten oft die Parkplätze. Dies ist nun strengstens verboten, denn erstens sind Brot, Chips etc. ungeeignetes Futter für die Vögel und zweitens können bettelnde und angriffige Keas gefährlich werden und müssen dann getötet werden. Das Verbot scheint zum Glück zu greifen – man trifft kaum noch Keas auf Parkplätzen an.
Weiter nördlich kommen wir in den Genuss von 3 sonnigen Tagen. In Hokitika golfen wir auf einem schönen Links Course. Am Strand von Hokitika findet jedes Jahr ein Wettbewerb mit Skulpturen aus Treibholz statt. Namhafte Künstler aus aller Welt wie auch die lokale Bevölkerung nehmen daran teil. Die Prämierung ist vorüber, Regen und Wind haben schon etwas zerstörerisch gewirkt, aber wir können doch noch einige der phantasievollen Kunstwerke bewundern. Nach einem Abstecher an den Lake Brunner, den schönsten See der Westcoast, kehren wir an die Küste zurück. Die Pancake Rocks und Blowholes in Punakaiki sind eine vielbesuchte Touristenattraktion, die auch wir nicht auslassen. Das eigentliche Ziel ist aber die wenig begangene Strandwanderung zu den Motukiekie Felsen. Das »Timing» ist dabei das Wichtigste, so starten wir frühmorgens 2 Stunden vor der Ebbe, waten durchs Wasser und klettern über ein paar Felsen um genau bei Ebbe den double Arch zu erreichen und offensichtlich haben wir es vor den Wellen zurück geschafft!
Nachdem wir am Nordende noch einen gemütlichen Tag auf dem Gentle Annie campground, einem liebevoll gestalteten, etwas alternativen Camping verbracht haben verlassen wir die Westküste, standesgemäss wiederum bei Regenwetter, Richtung Nelson.