Ein Jahr in Neuseeland

Über ein Jahr sind wir nun schon in Neuseeland unterwegs ……nicht ganz freiwillig zwar, trotzdem geniessen wir die Zeit in diesem wunderschönen Land und sind dankbar, dass es uns in diese Ecke der Welt verschlagen hat. Die Grenzöffnung zu Australien ist weiterhin nicht Tatsache, «vielleicht für Weihnachten» ist das neuste Gerücht.

Wir besuchen weiterhin «hidden gems», Orte, die meistens zu weit abgelegen sind, als dass sie es in die Reiseführer geschafft haben. Mit genügend Zeit fahren wir auch gerne auf Nebenstrassen. Wir verlassen die Hauptstrasse Ohope – Gisborne und gelangen zu den Rere Falls und zum Rere Rockslide Felsen, einer natürlichen Wasserrutschbahn. Leider haben wir immer noch kein Boogie Board gekauft und so müssen wir auf das Rutschbahnvergnügen verzichten. Etwas weiter an derselben Strasse liegt auch das nationale Arboretum (Eastwoodhill). Ein Gelände von 130 Hektaren, das ursprünglich abgeholztes Farmland war, wurde ab 1903 von einem Farmer englischer Herkunft, der sich mehr für Bäume interessierte als für Schafe, mit Bäumen aus aller Welt bepflanzt. Er investierte seine ganzen Ersparnisse, und starb einsam und verarmt auf seinem Grundstück. Seine Sammlung war aber so bedeutend, dass sie von einem wohlhabenden Nachfolger übernommen und weiter gepflegt wurde und heute gehört das Gelände dem Staat und ist öffentlich zugänglich. Auf dem Parkplatz darf man mit dem Camper übernachten. Auf Anraten der Kassiererin machen wir die Wanderung zum höchsten Punkt mit einer Flasche Wein im Gepäck und geniessen den Rundblick bei einem Apero. Zuerst mussten wir aber den Angriff einer sehr agressiven Australian Magpie überstehen. Der Rucksack half Hans bei der Abwehr und als wir uns mit zwei grossen Holzknebeln bewaffneten, wurden wir in Ruhe gelassen.
Frühmorgens unternehmen wir den Rundgang durch die Sektion native trees, es hat derer so viele und die Maori-Namen sind schwer, so dass wir uns beschränken müssen und froh sind, wenn wir zwei Neue dazu lernen. Heute sind dies der Tataramoa (Bush lawyer) und der Kawakawa (Peppertree). 

Gisborne am Sonntag wirkt recht ausgestorben, einzig die Fruchtstände, die die berühmten Gisborne Orangen verkaufen, sind auch sonntags am Strassenrand «geöffnet». Nach einer wunderschönen, lustigen Golfrunde auf dem Awapuni Links Course zusammen mit Clubmitgliedern verlassen wir die Stadt und machen in Wairoa Halt. Überraschend treffen wir erneut Peter, der mit seinem Haustruck dieses Jahr mit der «Original Gypsy Fair» unterwegs ist und seine Kreationen aus Silberbesteck und -kannen verkauft. Die bunt zusammengewürfelte Truppe mit ihren originellen Behausungen tingelt während 10 Monaten durch ganz Neuseeland und baut jeweils am Wochenende für 2 Tage eine «Chilbi» auf. https://www.gypsyfair.nz
Das Wetter ist so schön, dass wir unsere geplante Wanderung zu den  Shining Falls machen können und danach fahren wir wieder ans Meer, in die Bucht der Waipakiti Beach. Es wird angebadet wie unser Freund Reinhard aus Oldesloe so schön sagt. Und nachdem wir im Winter Gummistiefel gekauft haben, ist es nun höchste Zeit für einen Wetsuit und ein Boogie Board! 

Bereits vor einem Jahr waren wir für ein paar Tage in der Hawks Bay und freuen uns wieder hier zu sein. Das Free Camp an der Clifton Road existiert immer noch und erlaubt es uns, eine Wine Tasting Tour zu Fuss zu machen. Der krönende Abschluss in Napier ist ein feines Nachtessen, diesmal im Restaurant Pacifica. 
Rund um den Hausberg von Havelock North, den Te Mata gibt es eine hübsche Maori Legende. Ein Riese namens Te Mata hat sich in die Tochter des Dorfoberhauptes verguckt. Um die Gunst seiner Angebeteten zu erlangen, wurden ihm mehre Aufgaben aufgetragen und die letzte war, sich durch den Berg neben dem Dorf zu essen. Als er einen grossen Bissen nahm, ist er aber daran erstickt und liegt nun auf dem Hügel ausgestreckt. Deutlich sind Kopf, Bauch und Beine zu erkennen. Wir erklimmen den Hügel und laufen der Krete entlang, und werden mit einer wunderbaren Aussicht auf das grosse Weinanbaugebiet um Napier, Hastings und Havelock North beschenkt. 

Etwas mehr off road Gefühl kommt auf unserer nächsten Strecke auf, schier unendlich reihen sich grüne Weidehügel mit weissen Punkten aneinander. Das Schaffarming, das heute fast nur noch wegen des Fleisches gemacht wird, muss straff organisiert werden, damit es überhaupt noch rentiert.  Alle Schafe werden zur gleichen Zeit trächtig und zwar werden meist nur Schafe, die als Zwilling geboren wurden für die Zucht gebraucht, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit am grössten, dass sie selber auch Zwillinge oder Drillinge gebären. Die Lämmer kommen alle plus/minus im September zur Welt, damit die grösste Nachfrage an Weihnachten und Ostern befriedigt werden kann. Bei den einmonatigen Lämmern werden die Schwänze kupiert. Ein Farmer erklärt uns, dass dies bei Schafen, die das ganze Jahr im Freien verbringen, eine absolute Notwendigkeit ist. In der von Kot verschmutzten Wolle des Schwanzes würden sich Fliegen einnisten und deren Maden zu sehr unschönen, schmerzhaften Geschwüren führen! 
Unser vorläufig letzter Halt an der Ostküste ist bei Castle Point, wo seit 1913 ein Leuchtturm den Felsen markiert. Heute leuchtet dieser immer noch aufs Meer hinaus, die Festlandseite wird beim Einnachten mit einer kleinen Lichtschau in Szene gesetzt.

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