Red Dirt meets Blue Sea, WA’s nördliche Küste

In Derby und Broome stösst man nach der Gibb River Road  wieder ans Meer. Und obwohl wir entlang der Strecke mehrmals in den Schluchten gebadet haben ist die Aussicht auf ein Meerbad doch sehr verlockend. Broome hat einen wunderbaren Strand (Cable Beach), der sich kilometerlang nach Norden erstreckt, wo im Winter sogar schwimmen möglich ist. Natürlich gibt es gefährliche Haie oder mal ein einzelnes Krokodil, aber die „Chance ist sehr gering“, so everybody swims in Broome! Das Klima ist im Winter perfekt, schön warm, aber nicht heiss, darum richten sich hier die Snow Birds oder Grey Nomads (sprich die Pensonierten aus dem Süden) während Monaten ein. Erst im zweiten Anlauf ergattern wir einen Platz auf dem strandnahen Camping und geniessen ein paar Faulenzertage. Wir haben mindestens 10 Tage Zeit Broome und die nördlich davon gelegene Halbinsel (Dampier Peninsula) und deren malerische Küste zu erkunden, denn der IVECO braucht neue Bremsbeläge und diese kommen aus dem 2000km entfernten Perth…
Auf dem Weg ans Cape Leveque machen wir an der Lombadina Beach Halt, dem bisher schönsten Strand, dem wir in Australien begegnet sind. Es sind nur Tagesbesuche gestattet, dafür darf der Strand aber befahren werden und dank unserem fahrbaren Haus sind wir für einen ganzen Strandtag perfekt gerüstet. In
Gnylmarung finden wir ein kleines Paradies vor: von unserem Stellplatz aus haben wir ungehinderten Blick auf den indischen Ozean, der Strand lädt zum Baden ein, in der Ferne sehen wir Wale springen und abends kommen die Camper-Fischerboote voll bepackt zurück. Das Beobachten der Fischputzerei am „fish cleaning table“ garantiert einem ein reichhaltiges Fischnachtessen!!! 

Rund um die Dampier Pensinula wurde um 1880 ausgiebig nach Perlenmuscheln getaucht. Die grosse Perlenmuschel (Pinctada maxima) gedeiht in diesen Gewässern besonders gut, sie produziert unentwegt Perlmutt und kleidet damit ihre Schale innen aus. Hin und wieder findet sich auch eine „wilde„ Perle, denn falls ein Fremdkörper in die Genitaltregion einer Muschel gelangt, schichtet die Muschel diesen mit Perlmutt ein. Die Welt war verrückt nach diesen seltenen Perlen und Perlmutt und so zog dieses lukrative Geschäft viele Reichtum Suchende an. Aborigines, Chinesen, Japaner haben beim Perlentauchen hier in Broome ihr Leben gelassen. Das lange Tauchen an und für sich mit der damaligen Ausrüstung war schon lebensgefährlich, dazu kamen auch immer wieder Unfälle mit Haien und Krokodilen. Die Perlenmuschel wurde fast ausgerottet und das nachlassende Interesse an Perlmutt liess diese „Industrie“ in den 30iger Jahren verschwinden. Broome schrumpfte zu einem kleinen Nest. Die Japaner waren die ersten auf der Welt, die Perlen „züchten“ konnten, sie hüteten ihr Geheimnis streng. In den 50 iger Jahren siedelten einige unentwegte Optimisten an die Küsten rund um Broome und versuchten sich in der Muschel- und  Perlenzucht, was schlussendlich auch gelang. Einige dieser erfolgreichen Famileinbetriebe gibt es heute noch. Nach wilden Muscheln wird nach wie vor getaucht, aber es braucht nur wenige, damit die Zucht beginnen kann. In grossen Wasserbecken gedeihen die kleinen Muscheln vorerst während  Monaten, dann werden sie in Netztaschen verpackt, im Meer geparkt, wo sie während 2 Jahren auswachsen. Jetzt wird jede erwachsene Muschel unter dem Mikroskop geöffnet, ein kleines Muschelkügelchen wird am richtigen Ort eingepflanzt und sofort werden die Muscheln wieder in Netztaschen gesteckt und im Meer ausgesetzt. In den nächsten 12 Monaten arbeitet die Muschel und legt rund ums Kügelchen Perlmutt an. Die Perlenentnahme geschieht wiederum mit chirurgischen Handgriffen unter dem Mikroskop und nun kommt das Faszinierenste: es wird nochmals ein Muschelkügelchen eingelegt, aber diesmal ein grösseres und mit ca. 80% Wahrscheinlichkeit produziert dieselbe Muschel eine zweite, nun doppelt so grosse Perle in den folgenden 12 Monaten. Eine dritte Perlenkultur wird versucht, wenn die zweite Perle sehr schön ist und die Muschel gesund aussieht, wobei die Erfolgschancen aber deutlich sinken. Ansonsten endet das Leben der Muschel nach der zweiten Perle. Der Adduktorenmuskel wird als Delikatesse verspeist (von der Konsistenz her ähnlich einer Jakobsmuschel, Geschmack etwas intensiver) und das Perlmutt in der Schale wird für Dekorationen gewonnen. Damit die Muschel so lange lebt, muss sie monatlich gereinigt (sprich von Parasiten befreit werden) und dies geschieht auf dem Putzboot direkt im Meer draussen. Diese Arbeit ist richtig streng und da hätten wir gleich anheuern können. Uns hätte aber die chirurgische Arbeit besser gefallen, für die wir aber leider nicht qualifizieren. In Broome gibt es mehrere wunderschöne Perlenschmuckgeschäfte und so gab es für mich ein Zwischen-Geburtstags-Weihnachtsgeschenk. 

Wir leisten uns den vielgepriesenen Flug- und Bootsausflug zu der Buccaneer Inselgruppe. Im Tiefflug erkennen wir die Strände, die wir noch vor ein paar Tagen befahren haben. Dann nähern wir uns den steinigen, zerklüfteten Inseln, die Ähnlichkeit mit der schwedischen Schärenküste haben. Nach einer für uns spektakulären Wasserlandung docken wir inmitten dieses Archipels an eine Station an. Weiter geht’s per Boot zu den sogenannten horizontalen Wasserfällen. Zwei grosse Meerbusen haben je nur eine kleine Öffnung zum offenen Meer. Bei einer Ebbe/Flut Differenz von bis zu 11 Metern kommt es hier zu enormen Wasserverschiebungen und wenn alles durch ein Nadelöhr muss, dann gibt’s Gefälle und eine irrsinnige Strömung. Der Wasserfall hat während 6 Stunden eine Richtung, dann ebbt er aus für ganz kurze Zeit und dann geht’s während den nächsten 6 Stunden in die andere Richtung! Alle an Bord müssen sich festhalten: mit dem 600 PS Motorboot durchrauschen wir den Wasserfall hinauf in den ersten Meerbusen, der zweite Wasserfall ist heute (Flut/Ebbe 9.5m Differenz) nicht befahrbar. Dafür gibt unser Kapitän zwei Extrarunden durch den ersten Fall. 

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