Albanien im Herbst

Wir reisen mit einer uralten, etwas heruntergekommenen Fähre von Ancona nach Durres. Die Schiffe, die diese Strecke fahren sind wahrscheinlich ausrangierte Fähren aus den Linien Italien – Griechenland. Wir verbringen trotzdem eine ruhige, gemütliche Nacht und kommen morgens an. In Durres finden wir keinen Parkplatz auf Anhieb. Als wir einen Kreisel zum zweiten Mal befahren, winkt uns ein Junge und sagt für 5 Euro hätte er uns einen Parkplatz, wir folgen ihm durch eine enge Gasse und durch eine Baustelle hindurch und stehen dann auf einem riesigen Parkplatz…alleine hätten wir diesen nicht gefunden. Der Schlaumeier verdient sich so gutes Geld, denn schon bald lotst er das nächste Wohnmobil zum Platz.
Im Vodafone Geschäft kaufen wir bei einer jungen Dame, die uns in fliessendem Englisch und kompetent bedient, eine SIM Karte, die prompt funktioniert. 
Wir fahren nordwärts der Küste entlang und beginnen ein Land zu entdecken, das bis 1992 während der Diktatur von Enver Hoxha unter Verschluss gehalten wurde. Der paranoide Diktator liess Tausende von Bunkern bauen und das Volk verarmen. Seit der Öffnung befindet sich das Land in einer richtigen Aufholjagd. Wir spüren viel positive Energie, die Leute möchten den Anschluss an das moderne Europa schaffen. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind jedoch begrenzt. Albanien besteht zum aller grössten Teil aus Gebirge, Tourismus ist sicher ein grosser Hoffnungsträger. Viele junge Leute sprechen gut Englisch und bemühen sich sehr davon Gebrauch zu machen. Überhaupt sind die Leute alle sehr freundlich und nie haben wir uns unsicher gefühlt. 

Wir geniessen die Fährfahrt über den Komanstausee. Von Fierze aus nehmen wir die kurvige , aber gute Strasse Richtung Kukes. Grosse Kastanienwälder säumen die Strasse, die aufgelesenen Kastanien sind allerdings noch ziemlich unreif und die Mühe beim Braten und Schälen lohnt sich nicht wirklich. In Shishtavec wechseln wir von der Strasse auf die Piste (N06 nach Koch). Die Abfahrt vom Hochplateau runter nach Kolesjan nimmt den Fahrer und den IVECO in Anspruch. Wir wählen die Pisten mit Bedacht aus, unsere Höhe von 3.2m begrenzt unsere Auswahl. Unproblematisch und sehr schön ist die Drin Piste (N07). Auf dem ersten Teil der N09 teilen wir uns die Piste mit dem Bergbauverkehr, es ist unglaublich auf dieser schmalen, kurvigen und steilen Piste verkehren Lastwagen mit Anhänger. Bergbaubetrieb mit einfachsten Mitteln in steilen Geröllhalden machen schon alleine beim Zuschauen Angst. Der zweite Teil der Strecke ist Natur pur und ein Genuss. Von Bize aus führt uns die alte Römerstrasse (N12) nach Elbasan. Alle paar Meter müssen wir aussteigen und Baumpflege machen, gefühlt wären wir zu Fuss schneller unterwegs gewesen. Als wir nahendes Wolfsgeheul hören sind wir aber trotzdem froh um unser Mobil. In Lin am Ohrid See treffen wir Susanne und Yves, sie fahren nordwärts, wir südwärts und hier war ein guter, ausgemachter Treffpunkt. Wir verbringen zwei nette Tage mit ihnen. Leider ohne Seeplausch- das Wetter ist sehr herbstlich. Weiter gehts teilweise auf der S04 und schon sind wir in Berat. Nach dem Rundgang zur Burg setzen wir uns ins “friendly house” mit schöner Dachterrasse und traditionell albanischem Essen (feine Qofte und Flija). Es zieht uns ans Meer, nördlich von Zvernec (Vlora) finden wir einen unverbauten Rest der paradiesischen albanischen Küste. Das Gebiet ist deshalb noch unverbaut, weil hier ein grosser Flughafen entstehen soll, bisher wehren sich Umweltverbände aber dagegen.

Am 21. Oktober verlassen wir Albanien in Richtung Griechenland. Es hat uns sehr gut gefallen. Sehr beeindruckt sind wir von der Freundlichkeit der Menschen. Viele Familien bieten Campingmöglichkeit auf ihren Grundstücken an (Preise 10-20€), vielfach sehr nett zurechtgemacht, ab und zu nur Hinterhofcamping. Faleminderit- wir kommen gerne wieder.

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