Northland

Als letzte grössere Region, die wir auf unserer Neuseelandreise nun noch erkunden wollen, steht die Nordspitze der Nordinsel auf unserem Programm. Entgegen der Südinsel hat die Nordinsel im letzten Halbjahr viel zu wenig Regen erhalten. Je nördlicher wir kommen umso brauner und ausgetrockneter ist die Landschaft. Kuhherden stehen auf kahlen, braunen Weiden. Es herrscht eine Dürre wie schon seit Jahren nicht mehr und akuter Wassermangel in vielen nördlichen Gemeinden führt zu offiziellen «water restrictions». Alle Haushalte müssen 25% Wasser sparen, die öffentlichen Wasserzapfstellen sind abgestellt und in den lokalen Zeitungen wird wöchentlich die Wasserersparnis der einzelnen Gemeinden publiziert. Wir achten schon immer auf unseren Wasserverbrauch, nun müssen wir aber noch etwas zulegen, denn nur selten können wir unseren Tank auffüllen. Das Grauwasser durfte bisher unter Androhung strengster Strafen nie einfach der Natur übergeben werden, sondern musste immer in den fast überall vorhandenen Dumpstations entsorgt werden. Hier im Norden werden wir aber nun gebeten unser Abwaschwasser den Pflanzen auf dem Camping zu geben, was sicherlich sinnvoll ist. 
Was sich bereits im Süden bewährt hat machen wir auch auch im Norden, wir fahren im Uhrzeigersinn. So fährt man meist auf der Meerseite und geniesst die bessere Aussicht. Wir kommen in Matakohe vorbei und besuchen das grosse Kaurimuseum, das die Geschichte der Kauri-Holzfällerei (um 1900) hervorragend darstellt und auch eine grosse Kollektion an Kaurimöbeln zeigt. Nur ganz wenige der riesigen Kauri-Wälder haben überlebt und stehen heute unter sehr streng überwachtem Naturschutz. Wie schon im Beitrag über Coromandel erwähnt, sind die Bäume aktuell durch eine sich verbreitende Pilzkrankheit (Kauri die back disease) gefährdet. Deswegen sind mehrere Wanderwege gesperrt und die noch zugänglichen Wälder dürfen nur nach Desinfektion der Schuhe betreten werden. In der Trounson Reserve gibt es die beiden speziellen neuseeländischen K’s (Kauris und Kiwis) zu besichtigen. Wir campieren auf dem dazugehörigen DOC Camping und machen den 2.5km langen Waldtrack am Nachmittag. Die Kauribäume sind von der Grösse und der Gradlinigkeit der Stämme so was von bewundernswert. Um 22 Uhr gehen wir den selben Track nochmals, ausgerüstet mit Stirnlampe zum Kiwi Spotting. Wir hören ein einziges Mal den typischen Kiwi Schrei relativ nahe, aber sehen tun wir keinen einzigen! 

Es geht zurück an den Strand; in Baylys Beach beginnt ein langer, bei Ebbe befahrbarer Strandabschnitt. Der Ausstieg im Norden sei schwierig und darum warnen Tafeln man soll die Gezeiten gut im Auge behalten, damit auch der Rückweg noch zur Zeit gelingt…..Wir fahren die 27km, halten dazwischen an, erklimmen die Klippen für eine wunderbare Aussicht. Unser IVECO schafft die steinige und steile Ausfahrt in Te Aranga problemlos unter einigen neidischen Blicken von Maui- und Britzmietern, die oben auf dem Parkplatz stehen. Den Nachmittag verbringen wir am Kai Iwi See, welcher in die Sanddünen eingebettet ist. Dieser See hat keinen Zu- oder Abfluss und ist einzig durch Regenwasser gefüllt, das sandige Ufer ist zwar viel breiter als sonst, trotzdem ist der See noch gross, tief und herrlich zum Schwimmen. Weiter in der Hokianga Bay finden wir es trotz herrlichem Ausblick nicht so gemütlich, auf dem Parkplatz wurden kürzlich zwei Autos ausgeraubt und Camping hat es keinen, so dass wir am Abend mit der letzten Fähre nach Rangiora übersetzen. Es folgen weitere Beachtage, oft kann der IVECO auf den Strand gefahren werden, wo wir nach dem Schwimmen gleich die Aussendusche benützen können! Und endlich kommt  die lange Strandfahrt entlang der 90 mile Beach (wir fahren ca. 60km), der Ausstieg im Norden ist das Te Paki Flussbett, das sich 3.5km ins Landesinnere schlängelt bis die Strasse erreicht ist. Easy-peasy findet es unser Fahrer bis ihm am Schluss die Durchfahrt durch einen (überraschend) 1.4m tiefen, wassergefüllten Graben doch noch einen etwas höheren Puls beschert….
Am nördlichsten Punkt Neuseelands, am Cape Reinga steht der Leuchtturm, dessen Foto in keinem Reiseführer fehlt, ebenso der Wegweiser in alle Welt…

Die nächsten 3 Wochen verbringen wir an den Stränden der Ostküste. Wir verbleiben jeweils 3-4 Tage an Ort. Es gibt sehr schöne DOC’s und andere Campingplätze direkt am Meer. Es hat so viele wunderschöne Strände und Küstenwanderwege und jeder Küstenabschnitt hat wieder etwas für sich, aber am besten gefallen haben uns die Maitai Bay und die Tauranga Bay. Wir machen mehrere neue Bekanntschaften. Mit Linda und Colin verbindet uns die Freude am Spielen und wir lernen ein neues Spiel «the Five Crowns» kennen. In Kerikeri wollen wir einkaufen und auch unseren Wassertank sollten wir füllen können, aber auf dem angesteuerten Camping haben sie kein Wasser für uns. Ein kurzer Check zeigt, dass auch hier die öffentliche Wasserzapfstelle geschlossen ist. Etwas ratlos stehen wir da als uns von jenseits eines Zaunes ein älterer Herr zuwinkt und uns anbietet, in seinen Hof zu fahren und Wasser zu tanken. Peter, so heisst der sympathische Zeitgenosse, wohnt in seinem selbstgebauten Housetruck und interessiert sich natürlich auch für unser Gefährt. Er macht uns das Angebot, neben ihm zu übernachten. Wir verbringen einen gemütlichen Abend bei einer Flasche Wein bei ihm in seinem Housetruck. Er lebt von einer kleinen Rente und bessert sein Einkommen mit dem Verkauf seiner Kreationen auf, die er aus altem Silberbesteck herstellt. Peter, thanks again for everything, we enjoyed the evening with you.
In der bekannten Bay of Islands nehmen wir direkt die Fähre nach Russell hinüber. Russell ist ein hübscher Küstenort, der seine viktorianischen Herrenhäuser bewahren konnte und obendrein gibt es auch eine gute Austernfarm ganz in der Nähe sowie mehrere Weingüter. Wir lassen uns im Restaurant Gables verwöhnen und am nächsten Tag kaufen wir einen Austernvorrat  direkt in der Farm ein. Die Besitzerin erklärt uns, dass die Austern auch kurzgebraten sehr gut schmecken würden, was wir umgehend ausprobieren und ich habe sie so viel lieber als roh! 
In Kawakawa machen wir kurz Halt und sehen uns die vom Künstler Hundertwasser geschaffene öffentliche Toilette an. Hundertwasser hat seine letzten 25 Lebensjahre in der Bay of Island verbracht.
Nun nähern wir uns langsam wieder Auckland und es verbleiben 14 Tage für die Generalreinigung des IVECOS vor der Verschiffung nach Australien. Wiederum wird es gelten: «clean as new»!

Reader Comments

  1. It all seems to just get better, and then better yet. If I could be there Matai Bay would be my favorite, too. Warmest wishes in a time of COVID-19.

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