Unser IVECO gibt immer wieder in unregelmässigen Abständen eine Fehlermeldung «hillholder Fehler & ABS Fehler» an und wir können keine Regelmässigkeit entdecken. Dieses Problem hatten wir schon mit dem fabrikneuen IVECO und damals hat die NFZ AG in Bern ein defektes ABS Kabel als Ursache gefunden, dieses wurde repariert und damit war das Problem gelöst. Da unser Fahrzeug noch in der Garantiezeit läuft entscheiden wir uns, eine IVECO Garage in Tauranga aufzusuchen. Die Gegend um Tauranga (Bay of Plenty) ist sowieso unser nächstes Ziel, haben wir doch dieses grosse Gebiet bei der ersten Runde eigentlich nur durchfahren. Beim ersten Besuch in der Garage zeigt es sich, dass das Problem nicht einfach zu lösen sein wird. Schon die Fehlersuche alleine beansprucht mehrere Besuche! Die Geschichte der Problemlösung hat Hans im IVECO Forum geschildert und an dieser Stelle sei zusammenfassend nur gesagt: nötig war ein neuer Bremsschalter und letztendlich auch ein neuer Bremsbooster, der in Australien bestellt werden musste. Das Garage Team bemüht sich zwar sehr und heisst uns trotz ihrer voll ausgelasteten Bücher immer willkommen, aber die Prozedur ist natürlich mit grossen Wartezeiten verbunden. Mehrmals stellt uns ein Mitarbeiter sein Auto zur Verfügung, so dass wir in Tauranga shoppen (yes: neue Kleider, Schuhe, Bücher, Wolle!) und auf Restaurantentdeckungstour gehen können.
Die nahe gelegenen Orte Mount Maunganui und Papamoa Beach haben je einen schönen Camping direkt am riesigen Sandstrand, wo wir abwechslungsweise hausen und insgesamt einen Monat verbringen. An garagefreien Tagen wandern wir entlang der Küste sowie um und über den Mount. Auch hat es mehrere schöne Golfplätze um Tauranga herum. Wir spielen die Plätze Omaru, Omokoroa und Summerhill Estates und geniessen das beginnende Frühlingswetter. Ein alter Steinbruch wurde mittels Freiwilligenarbeit zu einem botanischen Garten mit Skulpturen von lokalen Künstlern umgestaltet. Wir finden den Besuch auch zu dieser Jahreszeit sehr lohnenswert. Es blühen noch die Orchideen und die Magnolienbäume entfalten gerade ihre ersten Blüten.
Leider kommt es in Auckland zu einem neuerlichen COVID Ausbruch. Während 100 Tagen gab es in Neuseeland keine community transmisson mehr (COVID-positive Kiwirückkehrer aus aller Welt gabs zwar täglich, aber diese wurden bisher immer erfolgreich quarantänisiert) und nun flammt es wieder auf. Schnell und heftig wird auch diesmal reagiert: Auckland wird abgeriegelt und in den erneuten Lockdown versetzt, für den Rest der Nation gilt alert level 2 (Distanz, keine Grossanlässe und Maskenpflicht im ÖV). Es gelingt mittels contact tracing und Isolierung von über 4’000 Personen den Ausbruch soweit zu kontrollieren, dass der Lockdown von Auckland nach 3 Wochen aufgehoben werden kann. Alert level 2 bleibt vorderhand bestehen. Ein herber Rückschlag für die Wirtschaft von Neuseeland, die eben gerade begonnen hatte sich zu erholen. Aber insgesamt sind wir hier (ja wir fühlen uns schon bald wie echte Kiwis) wahrscheinlich noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen. Jedenfalls fahren wir nun für 3 Tage nach Auckland um all unsere erneuerten Papiere (Visum, Carnet, Versicherung, DOC Pass etc) abzuholen, da wir beschlossen haben noch einige Monate hier zu bleiben in der Hoffnung, dass die Grenze zu Australien in dieser Zeit öffnen wird.
Nach getaner Arbeit geht’s zurück an das südliche Ende der Bay of Plenty. Auf dem Weg dorthin besuchen wir ein paar uns liebgewonne Orte wie Waihi Beach (of course die chocolaterie «Chez moi») und den Fruchtstand in Te Puna.
Nicht umsonst wurde die Gegend von Käptn Cook Bay of Plenty genannt. Hier gibt’s so viel Zitrus-, Avocado- und Kiwibäume wie sonst nirgends in Neuseeland. In jedem Garten steht mindestens ein vollbehangener Zitrusbaum. Und die baumgereiften Zitronen, Limetten, Orangen und Grapefruits sind so köstlich. Vieles wird an kleinen Strassenständen angeboten. Es entstehen feine Desserts und mein erstes Lemon curd!
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden ausserdem grössere Goldvorkommnisse entdeckt. In der Zeit um 1900 lebten sehr viel mehr Leute in diesem Gebiet und Zeugnisse aus dieser Zeit sieht man in jedem kleinen Ort. In Waihi liegt die grösste je in Neuseeland gegrabene Goldmine, ein Riesenkrater, genannt Martha Mine. Ein kleiner Teil der Mine ist noch im Gebrauch und das Gold wird hier noch mit der Methode der Zyanidextraktion aus dem Gestein gewonnen (in Europa ist Zyanid im Bergbau seit 2010 verboten). Der ehemalige Bahnhof und ein kleines Stück der früheren Eisenbahn «East Coast Main Trunk Line» wurden restauriert und nun verkehrt an Wochenenden eine Dampfbahn als Attraktion und führt bis zu einem openair Goldgräbermuseum. Ein grosser Teil des alten Trassees wurde zum Velo- und Wanderweg umgebaut und führt als Hauraki Railtrail durch die Kaurangahake Gorge. Die Schlucht ist schön, aber für Schweizer doch eher unspektakulär, deswegen wählen wir eine etwas schwierigere Rundwanderung über den Berg entlang des Dubbo 96 Track, der durch sehr ursprünglichen Regenwald führt und «frenzymässig» einige Rivercrossings beinhaltet. Der Rückweg schlängelt sich dann entlang des Flusses und läuft durch einige alte Minentunnel. Wasserfeste Schuhe und eine Stirnlampe sind hier also ein Muss.
Weiter geht’s nach Whakatane. Auf der davor liegenden White Island mit ihrem aktiven Vulkan kam es ja vor knapp einem Jahr, kurz nach unserem ersten Besuch in Whakatane, zu einem unerwarteten Ausbruch, der mehrere Touristengruppen überraschte und zahlreiche Todesopfer forderte. Noch immer ist eine starke Rauchwolke sichtbar. Alle Rundflüge sowie natürlich auch alle Bootsfahrten zur Insel sind suspendiert. Wir nehmen ein Spezialangebot auf dem Golfplatz wahr: Übernachten mit soviel Golf wie man will … und bleiben 3 Tage an Ort. Hans macht am Sonntag sogar am Männerturnier mit! Die Golfplätze in Ohope und Opotiki werden uns wärmstens empfohlen und so ist das Programm der nächsten Woche gegeben.
Natürlich spielen wir nicht nur Golf, wir nutzen das schöne Frühlingswetter auch für ein paar grössere Wanderungen, wenn immer möglich mit Blick aufs Meer.